„Ihr könnt uns Hoffnung geben, indem ihr uns willkommen heißt“ – Bilder aus Moria

Foto: Amir. „Now You See Me Moria“.

Es gibt kaum Bilder von Moria und den anderen Flüchtlingslagern auf der griechischen Insel Lesbos, weil MedienvertreterInnen keinen Zugang zu den Lagern bekommen. Im ethnologischen Weltmuseum in Wien waren bis 11. Januar in einer kleinen Sonderausstellung Fotos zu sehen, die Geflüchtete selbst gemacht haben, um ihr Leben dort zu dokumentieren. Von ihnen stammen auch Texte zu den Bildern. tünews INTERNATIONAL ist es nun gelungen, die Rechte für eine Bildreportage mit einer Auswahl dieser Bilder zu bekommen. Die Bilder entstanden im Rahmen des Medienprojekts „Now You See Me Moria“: Now You See Me Moria Auf den Fotos sind keine Menschen zu sehen, weil tünews INTERNATIONAL die Persönlichkeitsrechte Geflüchteter achtet und sich deren Einwilligungen nicht beschaffen konnte.

Qutaeba, der aus Syrien geflüchtet ist, schreibt zu seinen Bildern: „Wir kamen nach Europa, um ein freies und anständiges Leben zu führen. Wir kamen mit hochfliegenden Träumen, wurden aber auf den Boden der Realität zurückgeholt. Ich bin nicht alleine, ich bin mit meiner Familie und all jenen, die geflüchtet sind, um ein gutes Leben zu führen.“ Leider können wir seine Bilder nicht veröffentlichen, da es derzeit keinen Kontakt mehr zu ihm gibt.

Amir ist aus Afghanistan geflüchtet. Von ihm stammen alle Bilder unserer Auswahl. Zu seinen Fotos schreibt er: „Lieber Europäer, stell dir vor mit einer fünfköpfigen Familie zwei Jahre in einem Zelt leben zu müssen.“ Was aus dem Lager wird, wenn es regnet, zeigt diese Fotos: „Unser Zuhause steht unter Wasser, könnt ihr euch unsere Gefühle vorstellen?“

Foto: Amir. „Now You See Me Moria“.

Ein Brand im September 2020 zerstörte einen Teil des Lagers Moria. Auch die Folgen werden in einigen Bildern dokumentiert.

Foto: Amir. „Now You See Me Moria“.

Amir: „Wir sind Menschen, hier gibt es keinen Unterschied zwischen Schwarz und Weiß, alle von uns sind vertrieben oder heimatlos. Wir sind keine Verbrecher. Wir sind keine Tiere, nur heimatlos. Ihr könnt uns Hoffnung geben, indem ihr uns willkommen heißt. Die europäischen Regierungen sollten uns eine Chance geben.“ Amir ist inzwischen nach Bosnien gelangt und kommt von dort aus nicht weiter in die EU, wie die Koordinatorin des Projekts berichtet.

Foto: Amir. „Now You See Me Moria“.

Das Schlusswort soll Qutaeba gehören: „Sie haben unsere Herzen nicht gewärmt, aber wir werden den Frost unserer Einsamkeit nicht fühlen. Sie haben unsere Seelen nicht berührt, aber wir werden nicht zulassen, dass sie sie leeren. Sie haben unsere Tage nicht mit Glück erfüllt, aber wir werden nicht trauern oder in Angst leben. Wer uns nicht stärkt, wird uns nicht vernichten.“

Noemi, Koordinatorin des Projekts schreibt auf dessen Homepage: „Viele der Geschichten wurden von den internationalen Medien aufgegriffen, wofür wir dankbar sind. Aber wir können hier nicht stehen bleiben, wir müssen das Bewusstsein für die aktuelle Situation in Moria schärfen. Die Menschenrechte werden täglich verletzt, Journalisten und Fotografen dürfen das neue Lager nicht betreten. (…) Sorgen wir dafür, dass niemand mehr wegschauen kann, indem wir die Geschichten von Flüchtlingen sichtbarer machen.

Die Namen Amir und Qutaeba sind nicht die wirklichen der Fotografen, sie wurden verändert, um die beiden zu schützen. Einzelne Fotos wurden leicht bearbeitet, um die Anonymität der Personen zu gewährleisten.

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Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos. Foto: tünews INTERNATIONAL / Amir.

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