Narri-narro: Die Narren sind los

Von Oula Mahfouz
Ob Fasnet, Fasching oder Karneval: Die Narren stehen in den Startlöchern für ihre wichtigsten Tage im Jahr. Am „schmotzigen Donnerstag“ beginnt der Höhepunkt der Fastnachtszeit. Das ist dieses Jahr am 8. Februar. Es gibt in den folgenden Tagen Umzüge, Kinder verkleiden sich und malen sich das Gesicht an, auch manche Erwachsenen verbergen ihre Gesichter hinter schaurigen Masken und schlüpfen in bunte Kostüme. Am Aschermittwoch, den 14. Februar, ist dann alles vorbei. Der größte Umzug in der Region findet am Sonntag, 11. Februar in Rottenburg statt.
Die närrische Tradition ist fest im christlichen Kalender verankert und bildet den Auftakt der Fastenzeit. In vielen Kulturen symbolisiert der Karneval auch das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings. Bunte Kostüme und fröhliche Feste sollen den Winter vertreiben und die Menschen auf die bevorstehende warme Jahreszeit einstimmen.
Der Begriff „Fasching“ geht zurück auf das mittelniederdeutsche Wort „Vaschang“. Das bedeutet „Ausschank des Fastentrunks“, die letzten alkoholischen Getränke vor der Fastenzeit. Der Begriff „Karneval“ ist nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich ist er vom mittellateinischen „de carne levare ieiunium“ abgeleitet, was ungefähr „Fasten durch Fleischwegnahme“ bedeutet und zum älteren italienischen „carne vale“ – „Fleisch, lebe wohl!“ – wurde. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Namen je nach Region.
Der genaue zeitliche Ursprung der Fasnet lässt sich nicht eindeutig festlegen. Sicher ist, dass sie in seiner heutigen Form auf mittelalterlichen Bräuchen basiert und eng mit dem christlichen Fasten verbunden ist. Ein Hauptzweck des wilden Treibens bestand darin, vor den vierzig Tagen der Fastenzeit vor Ostern, verderbliche und streng verbotene Lebensmittel wie Eier, Milch, Zucker, Fette und Fleisch zu konsumieren. In diesem Jahr überschneiden sich im März die christliche Fastenzeit und der Ramadan für einige Zeit. Im Mittelalter war den Christen in der Fastenzeit nur eine Mahlzeit am Tag erlaubt, „der Verzehr von Alkohol sowie Fleisch oder anderen tierischen Produkten wie Eier, Milch, Butter und Käse war verboten”, heißt es in einem Bericht des NDR. Heute verzichten viele Christen nur noch auf Süßigkeiten oder Alkohol.
Die närrische Zeit war von jeher eng begrenzt, da das wilde Treiben sich immer auch gegen die weltliche und kirchliche Obrigkeit richtete und mit Misstrauen beobachtet wurde. Narren setzten schon seit jeher Regeln außer Kraft und ignorierten viele Gesetze. Da die Reformation im 16. Jahrhundert die Fastenzeit infrage stellte, verlor die Tradition in protestantischen Gegenden an Einfluss. Die Kirche und das Königtum Preußen standen dem Karneval kritisch gegenüber, da er im Gegensatz zur Fastenzeit eine teuflische Gegenwelt symbolisierte, in der die Menschen der Sünde verfielen.
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die einzelnen Richtungen auseinander und im Südwesten kehrten die Menschen zu den ursprünglichen Traditionen zurück, ließen alte Bräuche wie die schwäbisch-alemannische Fasnet wieder aufleben und trugen sie auf die Straße. Dazu gehörte auch die Wiederbelebung von Tierverkleidungen, die die christlichen Todsünden symbolisierten. Figuren wie Teufel und Dämonen waren eng mit dem Karneval verbunden. Möglicherweise waren diese Masken dazu gedacht, den Winter abzuwehren, ähnlich wie bei heidnischen Bräuchen. Dafür sprechen auch Rituale wie die Treibjagd von Strohbären durch das Dorf und die Verbrennung der Fastnacht durch Funkenfeuer.
Daher gibt es in jedem Bundesland auch eigene lokale Traditionen und regionale Unterschiede im Karneval. Auch die Art des Kostüms kann stark von der Karnevalsveranstaltung und den örtlichen Traditionen abhängen. Gleiches gilt für auch typische Ausrufe. In Köln ruft man „Alaaf“, in Würzburg „Helau“, und sowohl im Baden als auch im hohen Norden sagt man „Ahoi“. Bei der schwäbisch-alemannischen Fastnacht erwidern die Zuschauenden auf ein „Narri“ mit einem „Narro“. Im Saarland herrscht das „Alleh-Hopp“ vor. Doch was genau bedeuten diese Ausrufe? „Es handelt sich um Rufe des Übermuts, über deren genaue Herkunft nur spekuliert werden kann. In den meisten Fällen reichen ihre Ursprünge weit ins 19. Jahrhundert zurück. Möglicherweise stammt ,Alaaf‘ von ,Alles-ab‘, und ,Helau‘ eventuell von ,Hallo’“, so Katrin Hesse, Leiterin des Deutschen Fastnachtsmuseums. Für mehr Informationen:
https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2023/02/wissen-kultur-fakten-ueber-fasching-fastnacht-karneval

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An Fasching verkleiden sich Kinder und Erwachsene. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Oula Mahfouz.

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