Singen im Irak

Von Sameer Ibrahim
Die Menschen in Mesopotamien, dem heutigen Irak, kannten Gesang und Musik seit dem Altertum. Dafür gibt es schriftliche Quellen auf Tontafeln und archäologische Funde von Musikinstrumenten aus der Kultur der Sumerer von vor bis zu 6.000 Jahren. Jeder weiß, welche Invasionen und Kriege der Irak erlebt hat, die Stimme des Gesangs brachte dabei immer die Gefühle und Sorgen der Menschen zum Ausdruck. Daher war das irakische Lied von Traurigkeit geprägt. Diese Traurigkeit ist zu einem Merkmal geworden, das die irakische Musik von der Musik in anderen arabischen Ländern unterscheidet. Ein berühmter irakischer Sänger prägte den Satz: „Ein Mensch ohne Traurigkeit ist ein Jubiläumsmensch!“ Ende des letzten Jahrhunderts führte der berühmte irakische Sänger und Musiker Ilham Al-Madfai die Gitarre in das irakische Lied ein, um ihm etwas Freude und Vergnügen zu verleihen.
Der irakische Sänger hat die Fähigkeit, dem Empfänger neben Worten und Melodien auch Gefühle aus der Seele und dem Herzen zu vermitteln. Er singt nicht um des Singens willen, sondern drückt seinen inneren Zustand aus. Manche sagen, wenn wir irakische Lieder hören, hören wir auf, Auto zu fahren, aus Angst vor einem Unfall auf der Straße, weil wir uns nicht mehr konzentrieren können. Die Stimme des irakischen Künstlers führt uns nämlich in die Tiefe unserer eigenen Gefühle und Emotionen. Man sagt, dass fast die Hälfte der irakischen Bevölkerung eine schöne und angenehme Stimme habe. Das hat viele Menschen in den arabischen Ländern beeindruckt. Viele glauben, dass das Geheimnis dafür im Trinkwasser aus den großen Flüssen Tigris und Euphrat liegt!
Der berühmteste irakische und arabische Sänger in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist Nazem Al-Ghazali, dessen Lieder noch heute zu hören sind. Derzeit gibt es den großen irakischen Sänger und Komponisten Kazem El Saher, der als der „Cäsar des arabischen Liedes“ bekannt ist.
Kazem El Sahers Lied „Ich und Laila“ belegte bei einer Umfrage der British Broadcasting Corporation (BBC) im Jahr 2002 den sechsten Platz in der Liste der zehn besten Lieder der Welt. Damals war es das einzige arabische Lied in dieser Umfrage. Der Text stammt aus einem Gedicht des irakischen Dichters Hassan Al-Marwani. Manche glauben, dass das Lied „Ich und Laila“ literarisch ähnlich unsterblich ist wie das berühmte Gilgamesch-Epos! Auch El Sahers Frau ist eine berühmte Sängerin, eine von vielen, die es jetzt im Irak gibt.
Der irakische Sänger Kazem El Saher sang viele Gedichte des verstorbenen großen syrischen Dichters Nizar Qabbani, die er in klassischem Arabisch schrieb. Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kazem El Saher und Nizar Qabbani veränderte die Entwicklung des arabischen Liedes, insbesondere des klassischen irakischen Liedes mit traurigem Charakter. Mit ihm überschritt das irakische Lied die Grenzen zu allen arabischen Ländern.
Unter Kadim Al Sahir – YouTube findet man Videos mit Liedern von Kazem Al Saher.

tun23012301

www.tuenews.de

Singen mit dem Mikrofon Foto: tünews INTERNATIONAL / Linda Kreuzer

001905

 

 

 

TÜNEWS INTERNATIONAL

Related posts

Contact Us

Magazine Html