Die syrische Stadt Dura Europos, „Pompeji der Wüste“ und multikulturelles Zentrum

Von Youssef Kanjou
In Syrien gibt es viele archäologische Stätten, die unter Archäologen und im Tourismus bekannt sind. Dies gilt beispielsweise für Palmyra an der Westwüste, die Stadt Mari am Euphrat und die Stadt Ugarit an der syrischen Küste. Aber Dura Europos, „Pompeji des Ostens“ oder „Pompeji der Wüste“, wie es auch genannt wird, ist nicht so berühmt wie andere archäologische Städte – trotz seiner kulturellen und historischen Bedeutung sowie als sehr wichtige Station für Handelskarawanen. Der Vergleich mit Pompeji wird gezogen, weil in Dura Europos wie in Pompeji viele Wandgemälde und auch organische Materialien gefunden wurden.
Die Stadt Dura Europos liegt am rechten Ufer des Euphrat, in der Nähe der Stadt Deir Ezzor. In der Vergangenheit lag sie an einer strategischen Stelle, an einer wichtigen Handelsroute am Euphrat, und war damit Kontaktpunkt zwischen Ost und West. Die Stadt wurde in der babylonischen Zeit gegründet und hieß Dura, was in der aramäischen Sprache „Festung“ bedeutet. Später in der hellenistischen Zeit gründeten Griechen auf den Überresten von Dura eine Stadt und nannten sie Europos, nach der Stadt Europos im historischen Mazedonien. Die derzeitigen Bewohner nennen sie Salihiya, nach Salah al-Din al-Ayyubi, dem ersten Sultan von Ägypten und Jerusalem. Als Archäologen die Stadt 1922 entdeckten, nannten sie sie Dura Europos.
Die Stadt beherbergt viele antike Denkmäler wie hohe Mauern, Tore, die Burg, das Theater, Paläste, Märkte und Wohngebäude aus der hellenistischen und römischen Zeit. Das wichtigste Merkmal der Stadt ist jedoch die ethnische und religiöse Vielfalt des Zusammenlebens. Es gibt nämlich mehr als 18 religiöse Gebäude. Und diese repräsentieren verschiedene alte und moderne Glaubensrichtungen, wie das Christentum, das Judentum sowie griechische, persische, römische und lokale syrische religiöse Gemeinschaften. Darunter ist besonders interessant eine Hauskirche, die älteste bisher bekannte Kirche überhaupt, und die mit figürlichen Szenen ausgemalte Synagoge. Außerdem fand man drei Palmyra-Tempel und Tempel, die den griechischen Göttern Zeus und Artemis gewidmet waren.
Ein weiterer Beweis dafür, dass Dura Europos einst eine multikulturelle Stadt war, sind die in der Stadt verbreiteten Sprachen wie Griechisch, Lateinisch, Hebräisch, Aramäisch und Syrisch. Die archäologischen Funde in Dura vermitteln uns ein ungewöhnlich detailliertes Bild des Alltagslebens in der Stadt. Schriften, Inschriften und Architektur geben reichlich Aufschluss über das friedliche Zusammenleben und die Verschmelzung griechischer und semitischer Kultur. Somit ähnelt Dura Europos den aktuellen Metropolen wie Berlin, New York und London.
Leider wurde die antike Stadt Dura wie alle syrischen Städte durch den Krieg in Syrien in Mitleidenschaft gezogen, da viele Teile zerstört und geplündert wurden und sie vorübergehend von Archäologen und Besuchern verlassen werden mussten. Dennoch werden seine Ruinen, und die Exponate in zahlreichen Museen auf der ganzen Welt, wie dem Louvre-Museum in Paris und dem Yale University Museum in New York, für immer Zeugen seiner Geschichte und Kultur bleiben.

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Die syrische Stadt Dura Europos, das „Pompeji der Wüste“. Foto: tünews INTERNATIONAL / Youssef Kanjou.
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